Wachstumsschübe

Wachstumsschübe

Wachstumsschübe – Ein neuer Blick auf anstrengende Phasen mit Deinem Baby

Lange Zeit galten Wachstumsschübe als unumstößliche Tatsache: Angeblich durchlaufen alle Babys zu bestimmten Zeiten die gleichen „Schübe“, werden plötzlich anhänglicher, schlafen schlechter und sind schwer zufriedenzustellen. Auch ich, Lucia Cremer – Kinderkrankenschwester, habe dieses Konzept viele Jahre so weitergegeben. Doch inzwischen habe ich, inspiriert durch die Arbeiten von Dr. Herbert Renz-Polster und eigene Erfahrungen mit unzähligen Familien, meinen Blick darauf verändert.

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Was ist eigentlich ein Wachstumsschub?

Traditionell versteht man unter einem Wachstumsschub eine Phase, in der Babys plötzlich in ihrer Entwicklung einen großen Sprung machen – körperlich, geistig oder emotional. In diesen Tagen oder Wochen sind sie oft besonders unruhig, suchen mehr Nähe, schlafen schlechter und haben manchmal auch mehr Hunger. Viele Eltern erkennen ihr Kind in solchen Phasen kaum wieder.

Was sagt die Wissenschaft dazu?

Die Idee, dass alle Babys zu festen, vorhersehbaren Zeitpunkten die gleichen Entwicklungssprünge durchlaufen, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Die ursprünglichen Studien, auf denen diese Kalender beruhen, basieren auf sehr kleinen Stichproben und lassen sich kaum auf alle Kinder übertragen. Dr. Herbert Renz-Polster betont: Ja, Kinder entwickeln sich sprunghaft – aber diese Entwicklung ist hoch individuell und lässt sich nicht pauschal im Kalender vorhersagen. Es gibt kein universelles Muster, das für alle gilt. Vielmehr ist jedes Kind einzigartig und wächst in seinem eigenen Tempo.

Entwicklung ist individuell – und immer in Bewegung

Was ich heute Eltern mitgeben möchte: Sieh anstrengende Phasen nicht als „Problem“ oder als Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Sie sind ein natürlicher Bestandteil der Entwicklung Deines Kindes. Manchmal geht es zwei Schritte vor, dann wieder einen zurück – und das ist völlig normal. Es ist weniger wichtig, ob gerade ein „Wachstumsschub“ im Kalender steht, sondern vielmehr, wie Du und Dein Kind diese Zeit gemeinsam erlebt.

Wie kannst Du mit anstrengenden Phasen umgehen?

  • Nimm die Bedürfnisse Deines Babys ernst: Wenn es mehr Nähe sucht, unruhig ist oder schlechter schläft, braucht es Dich ganz besonders. Gib ihm Geborgenheit und Sicherheit.
  • Reduziere äußere Reize: Weniger Termine, ruhige Umgebung, viel Körperkontakt – das hilft Deinem Baby, neue Eindrücke zu verarbeiten3.
  • Gönn Dir Pausen: Auch Du brauchst Kraft. Bitte Familie oder Freunde um Unterstützung, gönn Dir kleine Auszeiten und achte auf Deine eigenen Bedürfnisse.
  • Austausch tut gut: Sprich mit anderen Eltern, teile Deine Erfahrungen und hol Dir Rat, wenn Dir alles zu viel wird. Zu wissen, dass andere Ähnliches erleben, entlastet ungemein.
  • Bleib gelassen: Die meisten schwierigen Phasen gehen nach einigen Tagen oder Wochen vorbei. Dein Kind wächst daran – und Du auch.

Entwicklung ist keine Checkliste

Wachstumsschübe sind keine festen Termine, sondern Ausdruck der individuellen Entwicklung Deines Kindes. Es ist völlig normal, dass diese Phasen anstrengend sind – für Dein Kind und für Dich. Du machst nichts falsch! Vertraue auf Dein Bauchgefühl, gib Deinem Kind Nähe und Dir selbst Verständnis. Entwicklung ist ein Prozess, kein Wettbewerb.

Und wenn Du das Gefühl hast, es wächst Dir alles über den Kopf: Du bist nicht allein. Hol Dir Unterstützung, sprich mit anderen und gönn Dir Pausen. Gemeinsam schafft ihr das!

Gibt es Wachstumsschmerzen?

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Photo by Kelly Sikkema / Unsplash

Ja, aber sie treten meist erst im Kindergarten- oder Grundschulalter auf und sind kein typisches Phänomen bei Babys. Wachstumsschmerzen äußern sich als ziehende oder drückende Schmerzen in den Beinen, vor allem abends oder nachts, wenn das Kind zur Ruhe kommt. Tagsüber beim Spielen oder Sport sind die Beschwerden meist verschwunden. Die genaue Ursache ist nicht abschließend geklärt, aber vermutlich wächst der Knochen schneller als Muskeln und Sehnen sich anpassen können, was zu einer Art Spannungsschmerz führt.

Wie erkennst Du Wachstumsschmerzen?

  • Schmerzen treten meist abends oder nachts auf, besonders nach einem aktiven Tag.
  • Betroffen sind vor allem die Beine (Oberschenkel, Unterschenkel, Knie, Füße), manchmal auch die Arme.
  • Die Schmerzen wechseln die Seite und sind nicht genau lokalisierbar.
  • Morgens sind die Beschwerden meist verschwunden.
  • Das Kind ist tagsüber beschwerdefrei und hat keine sichtbaren Schwellungen oder Rötungen.

Fazit: Entwicklung ist keine Checkliste

Wachstumsschübe sind keine festen Termine, sondern Ausdruck der individuellen Entwicklung Deines Kindes. Es ist völlig normal, dass diese Phasen anstrengend sind – für Dein Kind und für Dich. Du machst nichts falsch! Vertraue auf Dein Bauchgefühl, gib Deinem Kind Nähe und Dir selbst Verständnis. Entwicklung ist ein Prozess, kein Wettbewerb.

Und wenn Du das Gefühl hast, es wächst Dir alles über den Kopf: Du bist nicht allein. Hol Dir Unterstützung, sprich mit anderen und gönn Dir Pausen. Gemeinsam schafft ihr das!

Lucia Cremer – Kinderkrankenschwester und Begleiterin von Familien durch alle Phasen des Elternseins

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Letzte Aktualisierung: vor 8 Tagen
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