Schreibabys: Was steckt dahinter – und wie kannst Du damit umgehen?

Schreibabys: Was steckt dahinter – und wie kannst Du damit umgehen?
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Du bist erschöpft, weil Dein Baby stundenlang schreit und sich einfach nicht beruhigen lässt? Du fragst Dich, ob etwas nicht stimmt, ob es Schmerzen hat oder ob Du vielleicht etwas falsch machst? Diese Gefühle kennen viele Eltern – und Du bist damit nicht allein.

Was steckt wirklich hinter dem vielen Schreien?

Die gute Nachricht: In den meisten Fällen leidet Dein Baby nicht unter Koliken oder starken Bauchschmerzen, wie früher oft angenommen wurde. Vielmehr handelt es sich meist um eine sogenannte Regulationsstörung. Das bedeutet, dass das Nervensystem Deines Babys noch sehr unreif ist und es ihm schwerfällt, all die vielen neuen Eindrücke und Reize zu verarbeiten. Schreien ist dann seine einzige Möglichkeit, sich „Luft zu machen“ und zu zeigen, dass gerade alles zu viel ist.

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Diese Phase ist anstrengend, aber sie ist vorübergehend. Mit der Zeit lernt Dein Baby, sich besser zu regulieren – und das Schreien wird weniger.

Was kannst Du tun?

  • Überreizung vermeiden: Weniger ist oft mehr. Schalte Fernseher und Radio aus, halte das Spielzeugangebot überschaubar und sorge für ruhige Momente.
  • Müdigkeit erkennen: Viele Babys schreien, wenn sie müde sind, aber noch nicht wissen, wie sie einschlafen können. Gib Deinem Baby die Chance, zur Ruhe zu kommen.
  • Nähe und Geborgenheit schenken: Tragen, Kuscheln und Körperkontakt helfen oft am besten. Dein Baby braucht Dich jetzt besonders.
  • Stillen/Nähren nach Bedarf: Das ist völlig in Ordnung. Bei Flaschennahrung achte darauf, dass die Portionen nicht zu groß sind, damit der kleine Magen nicht überdehnt wird.
  • Rituale und Tagesstruktur: Ein geregelter Tagesablauf gibt Euch Sicherheit.
  • Selbstfürsorge: Du darfst erschöpft sein. Gib Dein Baby für eine Pause an eine vertraute Person ab, gönn Dir Schlaf oder einen Moment für Dich. Es ist kein Zeichen von Schwäche, um Hilfe zu bitten – im Gegenteil!

Wenn alles zu viel wird

Manchmal hilft einfach nichts – und das ist okay. Du darfst traurig, wütend oder verzweifelt sein. Bitte sprich darüber, suche Dir Unterstützung und hab keine Angst, Dich anderen anzuvertrauen. Es ist keine Schande, Hilfe zu brauchen. Im Gegenteil: Es zeigt, wie sehr Du für Dein Kind sorgst.

Tausche Dich mit anderen Eltern aus, sprich mit Deiner Hebamme oder wende Dich an eine erfahrene FeS®-Fachkraft. Du bist nicht allein auf diesem Weg.

Dein Baby braucht Dich – und Du darfst für Dich sorgen

Das Schreien Deines Babys ist kein Zeichen von Versagen, sondern Ausdruck seiner momentanen Überforderung. Mit Deiner Geduld, Liebe und Unterstützung wird diese herausfordernde Zeit vorbeigehen. Vergiss nicht: Auch Du bist wichtig. Sorge gut für Dich, denn nur so kannst Du auch für Dein Baby da sein.

Gemeinsam schafft Ihr das – und irgendwann wirst Du zurückblicken und stolz sein, wie stark Du warst.

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Checkliste: Was tun, wenn Du in Panik bist und nicht mehr kannst?

Das Schreien Deines Babys kann Dich manchmal völlig überwältigen. Wenn Du merkst, dass Du an Deine Grenzen kommst, ist es wichtig, Dich und Dein Baby zu schützen. Hier findest Du eine Schritt-für-Schritt-Checkliste für den Notfall:

1. Lege Dein Baby sicher ab

  • Lege Dein Baby in sein Bettchen oder an einen anderen sicheren Ort (z.B. Laufstall).
  • Stelle sicher, dass es nicht herunterfallen kann und keine gefährlichen Gegenstände in der Nähe sind.

2. Verlasse kurz den Raum

  • Gehe für ein paar Minuten in einen anderen Raum, um Abstand zu gewinnen.
  • Atme tief durch. Es ist okay, Dein Baby kurz weinen zu lassen, wenn Du selbst eine Pause brauchst.

3. Hole Dir Unterstützung

  • Bitte eine vertraute Person (Partner:in, Nachbar:in, Freund:in), für einen Moment auf Dein Baby aufzupassen.
  • Rufe jemanden an, dem Du vertraust, und sprich über Deine Gefühle.

4. Schaffe Dir ein Ventil

  • Schlage mit einer zusammengerollten Zeitung auf ein Kissen oder die Couch.
  • Stampfe mit den Füßen auf oder schreie in ein Kissen.
  • Höre Musik, stelle Dich unter die Dusche oder halte Deine Hände unter kaltes Wasser.

5. Vermeide unbedingt, Dein Baby zu schütteln!

  • Schütteln kann zu lebensgefährlichen Verletzungen beim Baby führen (Schütteltrauma).
  • Wenn Du das Gefühl hast, die Kontrolle zu verlieren, entferne Dich sofort vom Baby.

6. Akzeptiere Deine Gefühle

  • Es ist normal, wütend, hilflos oder verzweifelt zu sein. Du bist damit nicht allein!
  • Sprich offen über Deine Gefühle – mit Partner:in, Freund:innen, Hebamme oder einer Beratungsstelle.

7. Hole Dir professionelle Hilfe

  • Scheue Dich nicht, professionelle Unterstützung zu suchen, z.B. bei einer FeS®-Fachkraft, einer Familienberatungsstelle oder dem Kinderarzt/der Kinderärztin.
  • In akuten Krisensituationen gibt es auch anonyme Notrufnummern und Hilfsangebote (z.B. Elterntelefon: 0800 111 0 550).

Denk immer daran:
Dein Baby ist sicher, wenn es an einem geschützten Ort liegt – und Du bist ein guter Elternteil, wenn Du für Dich sorgst und Hilfe annimmst. Gemeinsam schafft Ihr das!

Liebe Grüße Lucia Cremer – Kinderkrankenschwester und Expertin für Elternfragen

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